Ein Fehringer Gasthof: der Stadtkeller
Schon anno 1690 soll es nach Berichten in der
heutigen Bahnhofstraße einen Gasthof gegeben haben. Niemend
weiß, welchen Namen die Straße damals hatte, denn es gab
zur damaligen Zeit weder eine Bahnstrecke noch einen Bahnhof.
Wahrscheinlich konnte man schon damals in dieser Gaststätte gut
speisen und trinken. Daher ist es durchaus möglich, daß die
Riegersburg nie erobert wurde, weil ein Teil der Belagerer sich den
Tafelfreuden hingab und bei der Erstürmung der Burg fehlte.
1897 heiratete der damalige Besitzer August Jud
die ehrenwerte Witwe Schardl aus Schiefer, geborene Knaus. Darauf
begann der Erste Weltkrieg. Die Chronik weiß zu berichten,
daß es während des Krieges, bis zum Jahre 1918 im Hause eine
Militärschmiede mit dazugehörigen Norikerhengsten gegeben
hat. Noch vor dem Kriege bekam der Gasthof den Namen "Zum weißen
Hahn". Ein Hahn mit weißen Federn soll als Wecker für die
Gäste in den drei Fremdenzimmern gedient haben. Eine kleine
Landwirtschaft versorgte die Gäste mit Lebensmitteln.
Hier fand der Postzusteller Franz Unger für
Pferd und Wagen eine Unterkunft. Auch die Tischlerei Uitz und die
Schlosserei Lamprecht hatten sich eingemietet. Das "Tonkino Fehring"
der Familie Baranyay war in der Zeit von 1934-1949 im großen Saal
des Gasthofes beheimatet und wurde zur beliebten Stätte der
Unterhaltung in Fehring.
Nachdem ein neuer Kinosaal erbaut worden war, war
der Saal wieder für Bälle und andere Veranstaltungen frei.
Durch die starken Schwingungen bei den modernen Tänzen wie Rumba
und Boogie Woogie herschte akute Einsturzgefahr und es musste die
Fußbodenkonstruktion abgestützt werden. Diese ist heute noch
allen Beanspruchungen gewachsen.
Die guten Speisen und Getränke, auch die
feschen Kellnerinnen waren Grund, daß viele Vereine von Fehring
den Gasthof Jud zu ihrem Vereinslokal machten. Seit vielen Jahren sind
ein Sparverein und die Kameraden hier zu Gast. Der Gesangsverein
benützt seit seiner Gründung den großen Saal als
Proberaum.
Viele Silvesterveranstaltungen wie der
"Bremenkeller" und "Bunte Abende" wurden hier aufgeführt. Die
Sängerinnen und Sänger sind auch im heutigen Gasthof Gradwohl
gern gesehene Gäste.
In Katastrophenzeiten hatte man immer eine offen
Tür für Hilfsbedürftige. Nach dem Zweiten Weltkrieg
waren zwei Klassen der Hauptschule Fehring einquartiert. Das Bundesheer
war wärend des Ungarnaufstandes zu Gast und viele Flüchtlinge
fanden kurzzeitig ein Notquartier.
Im Jahre 1963 hat man den ehemaligen Weinkeller zu
einem Lokal speziell für die Jugend umgebaut. Aus der "Musicbox"
erklangen die Lieder der "Beatles" und es wurde dazu auch gerne
getanzt. Mit der Stadterhebung von Fehring wurde dieses Lokal zum
"Stadtkeller" erhoben. Seit dem der Gasthof 1975 von den Wirtsleuten
Agnes und Franz Gradwohl übernommen wurde, hieß er bei den
Fehringern "Hotel Vormals". Ab dem Jahre 2003 ist Sohn Robert mit
seiner Gattin Silke, der Wirt. Er hat den Stadtkeller zu einem
"Jazzkeller" mit internationalem Ruf umfunktioniert. Künstler aus
aller Welt kommen an jedem zweiten Donnerstag im Monat zu einer
"Jamsession" zusammen, um heißen Jazz im Keller zu machen. Die
Heizkosten des Gasthofes konnten dadurch drastisch gesenkt werden. Die
Fundamente des Hauses mussten jedoch verstärkt werden.
Außerdem bröckelt wegen der Lautstärke der Darbietungen
der Verputz vom Gewölbe und muß alle Jahre erneuert werden.
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